• Fabrice Bollon
  • Gullivers weitere Reisen (2023)
    (for tuba, narrator and orchestra)

  • Henry Litolff’s Verlag GmbH & Co. KG (World)
  • narr,tba + 2.2.2.2/4.2.3.0/4perc/kbd.hp/str
  • Narrator, Tuba
  • 52 min

Programme Note

A flying island above fertile colonies, an academy full of crazy explorers and a banquet with guests from the underworld ... Gulliver's Further Travels invites you on a cruise to lesser-known stations of "Gulliver's Travels". Fabrice Bollon has composed a work especially for the Bühnen Halle festival week, which he will conduct himself. Tuba player and musical cabaret artist Andreas Martin Hofmeir will perform the solo part in the world premiere.

 

 

Scores

Reviews

Dieser Gulliver, so meint man, ist mit schwerem Gepäck unterwegs. Doch Vorsicht, wer seinen Darsteller Andreas Martin Hofmeir kennt, ahnt, dass der Urbayer nicht zögern würde, für solch eine Beleidigung (Gepäck!) seiner herzallerliebsten Tuba mit aller Entschiedenheit Satisfaktion einzufordern. Die Tuba und der Hofmeir, sie sind eins und waren in dieser Symbiose zum Jubiläum des halleschen Puppentheaters als doppelter Gulliver unterwegs auf großer Reise – in gleich sechs Aufführungen mit der Staatskapelle Halle auf dem Salzgrafenplatz an der Händel-Halle.

Wobei die bekannteren Destinationen in Jonathan Swifts satirischen Roman aus dem Jahr 1726 an anderen Spielorten bedacht wurden. Der Ausnahmemusiker und Musikkabarettist Hofmeir erkundete in einem gut 50-minütigen Tubakonzert (dem längsten, das je geschrieben wurde) als Bläser und Rezitator in Livree mit Dreispitz die wenig geläufigen Inseln der Laputier, Lagadoten und gar der lebenden Toten. 

Diese hinreißende und außergewöhnliche Komposition wurde eigens zur Festivalwoche geschrieben, und zwar von Fabrice Bollon persönlich, dem Generalmusikdirektor der Staatskapelle. Der ist als Komponist zwar recht aktiv, als solcher in der Händelstadt aber noch nicht in Erscheinung getreten. Um den virtuos-sinnlichen, hintersinnigen Text des Dessauer Schriftstellers Andreas Hillger (frei nach Swift) zu vertonen und zugleich dem vielleicht bekanntesten Tubisten Deutschlands ein Konzert auf den Leib zu schreiben, hat der Franzose so ziemlich alle bekannten Stile von französischem Barock bis Rap aus seiner kompositorischen Schatzkiste geholt.

Es ist eine atmosphärische Musik voller Effekte mit ständig wechselnden Aussichten, die sich gern in den Dienst des Wortes stellt, aber auch eigenständig die Handlung vortreibt. In fein gefassten Reimen lotet Andreas Hillger alle Tiefen und Absurditäten dieser letztlich vor allem philosophischen Reise aus. Und Hofmeir? Der liest, Rampensau durch und durch, gleichmütig seinen Text und spielt auf der Tuba das Blaue vom Himmel herunter: sanft, knackig, rasend schnell und tief bedächtig. Eine Uraufführung, die ins Repertoire gehört. 

Zum Abschluss des Gulliver-Festes gastiert am heutigen Sonnabend im Hof des Salinemuseums ganztägig???? das Theater Titanick mit seiner 360-Grad-Performance „Upside Down“.

Johannes Killyen, Dessau-Roßlau
20th June 2024

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