• Erkki-Sven Tüür
  • Concerto for Cello and Orchestra No. 2 "Labyrinths of Life" (2023)
    (for violoncello and orchestra)

  • Henry Litolff’s Verlag GmbH & Co. KG (World)
  • 2.2.3(1/2/BCl).2 – 4.3.3.1 – Timp.3Perc.Harp – Strings
  • Cello
  • 31 min

Programme Note

I know there is no straight road
No straight road in this world
Only a giant labyrinth
Of intersecting crossroads
Federico Garcia Lorca

All three movements of this concerto (Dark, Deep, Light) are performed attacca. The first movement explores the low register of cello, with the solo line moving reaching its heights alongside explosive orchestral passages.

The second movement brings the soloist to the centre of introspection with reflections of the outside world. The cadenza – which may be somewhat surprising given the percussive techniques of the cello – and the following orchestral taking over could be seen as a certain overcoming of the crisis. The last movement represents inner liberation and the sparkling joy of perceiving it. Before the end, the soundscape becomes more and more airy and ethereal. Is it the end or a new beginning? 

Commissioned by Bamberger Symphoniker, Estonian National Symphony Orchestra and Philharmonia Orchestra London

Erkki-Sven Tüür

Scores

Erkki-Sven Tüür_Cello Concerto No. 2_Labyrinths of Life_EP14728_Score_ISSUU Version

Reviews

Bamberg - Die Bamberger Symphoniker spielen unter Thomas Dausgaard Musik von Pärt, Tüür und Tschaikowski. Der Dirigent erweist sich als Meister der Generalpausen. 

Was für eine ungeheure Fülle die Stille bietet, konnte das Publikum freitags (8. März) in der Konzerthalle in Bamberg erleben. Denn Dirigent Thomas Dausgaard kann ohne Zweifel neben vielen anderen verdienten Titeln den des Meisters der Generalpausen beanspruchen. 

Hielt der Dirigent die Bamberger Symphoniker und den Solisten Nicolas Altstaedt, wie so oft an diesem Abend, in ihrem hoch engagierten Spiel an, hielten nicht nur sie inne, sondern anscheinend das ganze Publikum mit und viele den Atem an. 

Zum Nachklang der Instrumente und zur erwartungsvollen Freude auf das im Vorklang angelegte Weitergehen kam in allen drei Stücken des Abends noch dank Dausgaards immenser Ausstrahlung ein geheimnisvolles Mehr hinzu, eine große Schneise der Freiheit schien da geschlagen zu werden, welche die Kunststille mitten ins Leben des Alltags schnitt. 

Man kennt die Macht der Pause bei Arvo Pärt lange schon, die in "Silouan's Song" besonders oft zu spüren war, einem Werk für Streichorchester, das nichts weniger als Wegen zu Gott nachspürt in weiten, offenen, ruhige Klangflächen, deren Dauer im Wechsel sensibilisierte für Feinheiten, Tiefe, das überraschende und damit perfekt aus allem Alltag entrückte. 

Publikum jubelt beim Konzert der Bamberger Symphoniker 
Auf diese Weise mit freien Ohren ausgestattet, konnte man sich der Uraufführung des Cellokonzerts Nr. 2 "Labyrinths of Life Erkki-Sven Tüürs, übrigens ein Auftragswerk der Symphoniker u. a., rückhaltlos öffnen. Wie gelungen sie war, erschloss sich nicht nur aus dem Jubel des Publikums, sondern auch daraus, wie sichtlich gerührt der Komponist den Solisten wie den Dirigenten umarmte. 

Am schönsten freilich der kecke, fast lausbübische Blick, den Nicolas Altstaedt nach dem letzten Strich Dausgaard zuwarf, in dem gewaltige Freude übers Gelingen sich mischte mit dem übermütigen Glücksgefühl eines, der tollkühn und oft dem Scheitern nah bis an die Grenzen seines großartigen Könnens mutig agiert hatte und alles gewonnen. 

In den drei Sätzen des Konzerts, die "Dark", "Deep" und "Light" überschrieben sind, fordert Tüür alles von den Musikern, viel vom Publikum. Eine immense Fülle an Klängen und Klangballungen mit plötzlichen dynamischen und agogischen Wechseln begegnete schon im ersten Satz, in denen der Solist tief erwägend manchmal unterzugehen droht, sich freikämpft und herausfordernd seinen Part behauptet. 

Dausgaard führt Symphoniker und Zuschauer gleichermaßen
Wie tumultuarisch sich auch zuweilen Tuttigebirge auftürmten mit Clusterklängen, Holzblocktrommelgetrappel, singenden Becken, schabend, knarzend, druckvoll gestrichenen Saiten, Harfenschüssen, Hornsignalen und vielem mehr: Es fehlte nie die Klarheit, weil Dausgaards ordnende Hände den Symphonikern wie den Zuhörern wunderbar sprechend Anhaltspunkte in diesem kunstvoll angelegten Labyrinth gaben und wachsames Mitgehen ermöglichten. 

Besonders faszinierte die Qualität des Stücks, Altstaedts überragende technische Fähigkeiten bis ins letzte zu fordern, ohne dass wilde Sprünge, Doppelgriffe, perkussive Passagen, Flageolettsingen und vieles mehr kalt virtuos wirkten, sondern stets vielsagend, ja vielsprachig, tief menschlich und zum Schluss zu immer frecher und freier und fröhlicher. 

Zugabe der Bamberger Symphoniker: Cellosonate von Barrieres 
Unerhört dann der Umschwung zur Zugabe, dem Satz einer Cellosonate Jean-Baptiste Barrieres, die Altstaedt mit dem Symphoniker Marius Urba auf eine Weise gestaltete, die alle, Freunde und Kenner der Alten Musik aber besonders bewundernd genießen konnten: jeder Strich der beiden ein Ereignis. 

Ein kleines Wunder, wie man nach so viel im besten Sinn erschöpfender Kunstfülle den zweiten Teil des Konzerts gleichwohl frisch und wach erleben konnte, übrigens nicht nur das Publikum, sondern auch Altstaedt, der mit uns Peter Tschaikowskis 5. Symphonie in der rücksichtslos leidenschaftlichen und tief durchdachten Interpretation Dausgaards erlebte. 

Die Musik war neu und alt zugleich 
Als ginge es wieder einmal um alles, und so komponierte der Russe ja auch, ließ der Dirigent die Holzbläser bis an die Kitschgrenze heran schmeicheln, das Blech der Komik nahes Schmetterandi auskosten, Choralfeierlichkeit, Walzertraum, Opernseligkeit abwechseln, Glissandi beinahe schmieren, Pausen dehnen bis fast zur Unerträglichkeit, und diese wie weitere Extreme ließen um so mehr mitfühlen und Tschaikowskis ganz ungeschützt wilden Wunsch nach Schönheit, Frieden, Glück als schmerzliche Schönheit der Komposition erfahren. 

Das war neue Musik und alte zugleich, tänzerisch und taumelnd, wütend und zärtlich, so unbeschreiblich reich, dass eine Frau in meiner Nähe glücklich seufzte: "Wie soll ich denn heut noch einschlafen?" 

Rolf-Bernhard Essig, Fränkischer Tag
9th March 2024

More Info

  • World premiere of Erkki-Sven Tüür’s Cello Concerto No. 2
    • World premiere of Erkki-Sven Tüür’s Cello Concerto No. 2
    • 28th February 2024
    • On March 8, Erkki-Sven Tüür's Concerto for Cello and Orchestra No. 2 “Labyrinths of Life” will be premiered in Bamberg by the Bamberg Symphony Orchestra with conductor Thomas Dausgaard and soloist Nicholas Altstaedt.